August 2024

Was waren die Hintergründe, die den (zu der Zeit noch) Jurastudenten Harry Heine kurze Zeit vor seinen Examina in Göttingen zu einer „wochenlangen kräftezehrenden Fußreise“ in den Harz und von dort aus nach Weimar veranlassten?  In seinem Roman „Klippenwandrer – Heines Harzreise“ nimmt Bernd Wolff,  Autor der mit dem Band „Winterströme“ (1986) beginnenden Romantrilogie über Goethes Brockenfahrten, Heines bis heute beliebtestes Werk, die 1826 erschienene „Harzreise“, ins Visier. Der Textauszug schildert Heines Besuch der Klippenlandschaft im Bodetal bei Thale mit dem bekannten Felsmassiv der „Rosstrappe“. Das Bild zeigt den Blick vom Hexentanzplatz zur Roßtrappe. Foto: Bernd Wolff.  

Literaturlandschaften e.V.

Im Abendlicht trat er schließlich hinaus auf den Felssporn, der Rosstrappe hieß. (…)

Unten toste und tobte der Kessel; alles war gewaltiger, barbarischer als im lieblichen Ilsetal. Wenn hier ein Steinblock zu Tale stürzte! Wenn, was nicht nur in Sagen passierte, eine Krone fiel!

Da brach, am Abend, noch einmal Licht durch Wolkenherden und ergoss sich über die Höhen; von unten blinkte, lockte es; dem Flusse folgend sah man in ausgedehntes flaches Vorland, das bleckte die schwarzen Zahnstummel der Teufelsmauer, doch im Westen stand beruhigend Vater Brocken und ließ die Strahlenfinger seiner Sonne die blassen Dichterwangen streicheln.

Da wusste Heine: Alles wird gut. So wie er das Ziehen in Waden, Schenkeln und Gemüt bezwungen, würde er alles Weitere bezwingen, er schwenkte die grüne Mütze und rief: Ich bin Goethe!, und das Echo klang: Ich bin Gott! Und verzerrt von der Teufelsmauer herauf: Stich ihn, töte! 

Auszug aus: Bernd Wolff, Klippenwandrer – Heines
Harzreise. Basel 2012, S. 122 f.