Juni 2023
„Eine der sieben schönst gelegenen Städte der Welt“ soll Alexander von Humboldt die „Dreiflüssestadt“ („Wo Werra sich und Fulda küssen …“), heute offiziell Hann. Münden gesprochen und geschrieben, genannt haben. Zur Erinnerung an den berühmtesten ehemaligen Mitbewohner pflegt Hann. Münden das Grab des sagenumwobenen Chirurgen Doktor Johann Eisenbart („… kurier die Leut auf meine Art“ …), der im November 1727 hier trotz seiner bei Patienten gelegentlich erfolgreichen Wunderheilerkünste im Alter von 64 Jahren verstarb. Die Dichterin und Historikerin Ricarda Huch hat der Stadt ein eigenes Porträt gewidmet. Foto: Hann. Münden Marketing GmbH.

Literaturlandschaften e.V.
Die hübschen Fachwerkhäuser veranschaulichen durchweg das gesetzte, festgefügte, sinnige, humorvolle Wesen mittelalterlicher Handwerkerschaft; da ist nichts, was sich spreizt, was sich hervortun oder blenden möchte. Die ganze kleine Inselstadt, die sich nur nach einer Seite ausdehnen kann, ist aus der Natur gewachsen und stimmt mit ihr überein. Strom und Berge und Wälder sind von mäßiger Höhe und Stärke, sanft bewegt, lieblich, dem Auge wohltuend. Beinah von jedem Punkte der alten Stadt aus erblickt man das Waldgrün der Hügel und die jungen Wasser. Die beiden Kirchen sind in ihrer schlichten Tüchtigkeit der Umgebung angemessen. Sankt Ägidien, sehr alt und klein, wie eine Dorfkirche, hat einen drolligen Turm mit überkragenden, nach oben zu breiter werdenden Stockwerken und einer barocken Haube … Schöner und kunstvoller als Sankt Ägidien ist Sankt Blasien, die Hauptkirche.
Ricarda Huch, „Hannoversch-Münden“, in: „Im alten Reich – Lebensbilder deutscher Städte: Der Norden“, 1927