Dezember 2023
„Du wirst nicht fallen, mein geliebter Turm“, hatte der Dichter Reinhold Schneider in seinem Sonett „Der Turm des Freiburger Münsters“ zehn Monate vor dem vernichtenden Bombenangriff geschrieben, der Freiburg im November 1944 in Schutt und Asche legte. Und wider alle Zerstörungslogik ging sein Wunsch in Erfüllung. Wie durch ein Wunder blieb der prächtige Bau des Münsters – dessen einzigartiges „Kunstwerk gen Himmel“ oft als „schönster Turm der Christenheit“ bezeichnet wurde – inmitten der völlig zerstörten Innenstadt stehen. Der Fotoblick richtet sich vom Schlossberg auf das Münster.
Foto: Freiburg-Winter-Copyright-FWTM-Bender
Literaturlandschaften e.V.
Der Stadtkern liegt gerundet um den Münsterplatz. Soweit man in dieser so prachtvoll ungeometrischen Stadt derlei Begriffe anwenden darf, möchte man sagen, Schwabentor und Martinstor seien die Ausgangspunkte der beiden Achsen, deren Schnittpunkt ungefähr am Münsterplatz liegt … Das Münster hat die ebenmäßige, reine, in der Schöpfung selber beschlossene Lieblichkeit einer Blume, die nicht nur selbst zur Vollkommenheit gewachsen ist, sondern auch auf jenem Erdenfleck und in jener Umgebung steht, mit denen ihre Natur sich in Harmonie befindet. Ein Platz umzieht das Münster, ein Kranz schöner Häuser den Platz, ein Kranz von Bergen das Ganze, so hebt die Kirche sich schlank und ruhevoll aus dem Kelch.
Werner Bergengruen, Deutsche Reise, 1933/34