April 2023

Es waren Flüchtlinge aus Mähren, die 1722 in der Oberlausitz eine Bleibe fanden und ihrer neuen Heimat den Namen Herrnhut gaben. Niemand konnte ahnen, dass die von diesem Namen abgeleitete, sich im Laufe der Zeit entwickelnde Herrnhuter Brüdergemeine (bis heute ohne „d“) unter dem Schutz des Landesherrn Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700-1760) zu einer beispiellosen Einflussgröße nicht nur der deutschen Kirchen- und Kulturgeschichte werden würde. Neben einem elementaren Einfluss auf das Bildungswesen vergangener Jahrhunderte war und ist es vor allem die hymnologische Hinterlassenschaft des Grafen Zinzendorf, die das protestantische Gesangbuch dominierte und das religiöse Empfinden von Generationen prägte. Darunter vor allem der Liedklassiker „Jesu, geh voran“, inzwischen auch im katholischen „Gotteslob“. Im heutigen Herrnhut mit vielen historischen Gebäuden und einem markanten „Gottesacker“ auch das Denkmal des Grafen. 
Foto Zinzendorf-Denkmal: Konrad Fischer, Herrnhut.

Literaturlandschaften e.V.

Jesu, geh voran
auf der Lebensbahn!
Und wir wollen nicht verweilen,
dir getreulich nachzueilen; 
führ uns an der Hand
bis ins Vaterland.

Soll’s uns hart ergehn,
lass uns feste stehn
und auch in den schwersten Tagen
niemals über Lasten klagen;
denn durch Trübsal hier
geht der Weg zu dir.

Rühret eigner Schmerz
irgend unser Herz,
kümmert uns ein fremdes Leiden,
o so gib Geduld zu beiden;
richte unsern Sinn
auf das Ende hin.

Ordne unsern Gang,
Jesu, lebenslang.
Führst du uns durch raue Wege,
gib uns auch die nöt’ge Plfege;
tu uns nach dem Lauf
deine Türe auf.